Im Gespräch mit… Christopher Krieg

Im Gespräch mit… Christopher Krieg

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In Jagsthausen kennen wir Christopher Krieg in erster Linie als „unseren Götz 2016“. Vielen ist er schon seit etlichen Jahren aus dem Fernsehen bekannt. Er spielte u.a. Rollen in Marienhof, Siska, Küstenwache, Die Fallers, Unter uns, Sturm der Liebe und Tatort. Außerdem war er der Fußballer im Kinofilm „Rennschwein Rudi Rüssel“.

Sie spielen in dieser Festspielsaison den Götz von Berlichingen. Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?

Zu Heinz Kreidls Zeiten habe ich mir hier mal einen Götz angesehen. Und ich dachte mir: „OK, Weislingen ist deine Rolle. Weislingen ist dein Ding!“ Darum hätte ich mich mit dem Weislingen besetzt und als ich Jean-Claude Berutti in Hamburg traf, war ich noch immer der festen Überzeugung, dass ich den Weislingen spiele. Und wupp, kam der Götz. Und ich dachte, „Götz ist doch klein und dick“. (lacht) Ich hatte natürlich alles vorher gelesen bevor ich mich mit Jean-Claude traf, damit ich gut vorbereitet bin und weiß, wovon ich rede. Dann dachte ich: „Gut, das ist eine Herausforderung – schauen wir mal, was daraus wird.“ Inzwischen bin ich sehr, sehr glücklich, dass diese Rolle in meinem Repertoire auftaucht.

 

Wie bereiteten Sie sich auf dieses Stück vor, das in diesem Jahr zum 67. Mal am selben Spielort inszeniert wurde?

Unvoreingenommen. Wenn man die Ahnenreihe, die da unten hängt, und die auch im Netz zu finden ist, der mehr oder minder großen Schauspieler, die den Götz schon gespielt haben, durchgeht und man selbst ein paar Jahre nach Hans Peter Hallwachs dort auftaucht, macht das schon stolz. Dass man da auch mit hängen darf, das ist toll – ehrt unglaublich, baut aber auch Druck auf. Ich habe lange nicht mehr so einen Druck empfunden. In der Vorbereitung habe ich sehr viel mit Jean-Claude geredet und dadurch wurde der Götz vom Überritter zu einem normalen Menschen. Die Diskussion und die Realität haben mir den Götz sehr nahe gebracht.

Im Götz kommen bewegliche Podeste zum Einsatz. Wie fühlt es sich als Schauspieler an, in seinem Bewegungsradius so eingeschränkt zu sein?

Es ist die Hölle. Am Anfang habe ich gedacht, das kann alles nicht wahr sein. Ich hatte es erst anders verstanden. An diesem Katastrophen-Regentag hatten wir Hauptprobe und das ganze Ensemble inklusive der Laien verschwand im Gewölbe und probte dort komplett das Stück. Ohne Podeste und ohne Requisiten. Da habe ich mal wieder gemerkt, warum ich Theater so liebe und warum ich es so gerne spiele. Das, was Jean-Claude wollte, entstand dort von ganz alleine: WIR waren das Bühnenbild. Alle waren total konzentriert. Es entstand etwas völlig neues.

 

Neben dem Götz spielen Sie den Vater in Zorro und Bernard Gui in „Der Name der Rose“. Wodurch zeichnen sich diese beiden Rollen für Sie aus?

 

Ich fange mal mit „Im Namen der Rose“ an, denn das ist tatsächlich die Kontrastrolle zum Götz. Bernard Gui ist halt Freisler. Das ist so ein Nazi-Arschloch, ein Inquisitor, der eine persönliche Rechnung mit William von Baskerville offen hat. Götz ist sympathisch, er macht auch Fehler, die ihm aber keiner übel nimmt, weil er einfach ein Mensch ist wie du und ich. Und Bernard Gui ist ein böser, eitler, machtbesessener Politiker, der alles dazu nutzt, Karriere zu machen. Das macht natürlich gigantischen Spaß, wenn man am einen Abend das und am anderen Abend das spielt. Ein Haupt- und Generalspaß.
Papa im Zorro, das war Beiwerk. Da ich eh vor Ort bin, war eben die Idee, dass ich noch etwas Kleines übernehme. Das sind sieben Sätze. Es macht einfach großen Spaß mit diesem unheimlich netten Ensemble – inzwischen kann man sagen Freunden – zusammen zu sein.

Sie hatten Festengagements am Stadttheater Heilbronn. Haben Sie in dieser Zeit die Burgfestspiele Jagsthausen kennen gelernt?

Überhaupt nicht. Das war unter Klaus Wagner von 1985- bis 1987, also nur zwei, aber enorm prägende Jahre. Unter ihm hat man in etwa das durchlaufen, was man hier komprimiert erlebt. Im kompletten Jahr war man in 12 bis 13 Produktionen. Großes und Kleines Haus. Man konnte also durchaus im Großen Haus im ersten Teil eines Stückes zu sehen sein und dann raste man in den Keller, zog sich um, um dann im Kleinen Haus aufzutreten. Wir waren ein sehr großes Ensemble, aber wir hatten zu tun, zu tun, zu tun. Morgens spielte man im Märchen, abends im Musical – da hatte man eine Mords Kondition. In Heilbronn ging es wie’s Brezelbacken. Das war eine Bombenschule.

 

Sie sind gebürtiger Frankfurter und hatten dort schon zahlreiche Engagements. Ist es etwas Besonderes, in seiner Heimatstadt auf der Bühne zu stehen?

Hm. Ich bin in Frankfurt geboren und mit 5 Jahren weg. Somit hatte ich zu Frankfurt keine Beziehung. Es ist so witzig, dass ich meine Heimatstadt erst jetzt richtig entdecke. Ich wohne schon seit vier Jahren immer bei der selben Familie. Meine Frau und ich sind schon in diese Familie hineingewachsen. Und prompt verliebt man sich in so einen Ort und ist dort zuhause.

Ihre Frau Susanne Steidle ist ebenfalls Schauspielerin. Haben Sie sie auf der Bühne kennen und lieben gelernt?

Ja. – Nein, beim Proben. Sie spielte Polly in der Dreigroschenoper und ich spielte den Hakenfinger Jakob in Ettlingen 1991. Das ist schon 25 Jahre her. Und dann ging es eigentlich doch recht schnell.

 

Durch Ihre Berufswahl sind Sie beide in unterschiedlichen deutschen Städten tätig. Vielen Paaren würde es schwer fallen unter diesen Umständen eine glückliche Beziehung zu führen. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept für eine glückliche Ehe unter diesen Voraussetzungen?

Wir hatten beide vorher natürlich schon andere Beziehungen, die gescheitert sind. Aus genau diesem Grunde haben wir gesagt, wir werden uns nie länger als zwei Wochen nicht sehen. Das hat zwar immer eine Menge Gage gefressen, aber wir haben es 25 Jahre lang durchgehalten, dass immer einer dem anderen hinterherfährt. Es war eine ganze Weile so, dass immer einer ein festes Engagement hatte und einer frei war – das war auch so ein Deal. Seit 2007 sind wir beide freischaffend, was auch funktioniert. Der Aufwand ist gewaltig und die Kilometerstände auf den Tachos auch. Aber es hat sich gelohnt.