Im Gespräch mit… Götz Otto

Im Gespräch mit… Götz Otto

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GO-236_b“I´m big. I´m bad, I´m bold. I´m German. That´s five seconds, keep the rest.“ sollen die Worte gewesen sein, mit denen Götz Otto im 20-Sekunden-Casting für die Rolle des Bösewichts-Gehilfen Stamper in James Bond „Der Morgen stirbt nie“ die Produzentin Barbara Broccoli überzeugte.
Der vierfache Familienvater hat ein beachtliches Repertoire an Rollen in international erfolgreichen Filmen für Kino und TV vorzuweisen, trotzdem sucht er die Herausforderung immer wieder auf der Theaterbühne. Zum Beispiel als stotternder König George VI. in „The King’s Speech“ oder ebenfalls sehr überzeugend als anfangs stolzer und zum Schluss gebrochener Götz von Berlichingen, der bis zu seinem Tod an seinen Idealen festhält.

Wie war es für Sie, in Jagsthausen auf der Freilichtbühne zu stehen?

Natürlich sehr schön. Während man auf geschlossenen Bühnen ja meist „oben“ steht, schauen auf Freilichtbühnen die Theaterzuschauer auf einen runter. Das kommt mir entgegen. Dann wirke ich nicht so groß. (lacht)

Was haben Götz von Berlichingen und Götz Otto gemeinsam?

Der Name prägt vielleicht auch, aber natürlich versucht man jede Figur, die man auf der Bühne darstellt, möglichst nah an sich heran zu ziehen. Die darstellerischen Mittel „speisen“ sich immer auch aus der eigenen Persönlichkeit. Und was die literarische Vorlage anbelangt, so habe ich sicherlich eine ähnlichen Vorstellung von Freundschaft und auch den großen Traum von Unabhängigkeit.

Welche Szene im Götz von Berlichingen hätten Sie gerne umgeschrieben?

Wir haben tatsächlich einiges umgeschrieben, da die Vorlage schon sehr ausufernd ist. Der Handlungsbogen ist alles andere als stringent. Daher mussten wir ein wenig verkürzen und haben auf die ein oder andere Handlungsexkursion einfach verzichtet. Ich glaube, das hat dem Stück auch ganz gut getan.

Sie standen und stehen vor der Kamera für Kino- und TV-Produktionen. Was reizt Sie nach wie vor an der Theaterbühne?

Der große Unterschied zwischen Theater und Dreharbeiten ist für mich nicht das Spielen vor Publikum, sondern der Luxus, über mehrere Wochen eine Figur entwickeln zu können. Man kann ausprobieren. Das geht vor der Kamera selten. Normalerweise trifft man sich mit gelerntem Text, dann wird eine Szene gestellt und direkt aufgenommen. Im Probenprozess hingegen darf und sollte man sich auch den Luxus erlauben zu scheitern.

Was würden Sie als Höhepunkt in Ihrer beruflichen Laufbahn bezeichnen und worauf würden Sie rückblickend eher verzichten wollen?

Der Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn ist immer das Projekt an dem ich gerade arbeite. Und verzichten könnte ich darauf, nicht selbst darüber entscheiden zu können, wann das nächste Projekt beginnt.

Wie glückt Ihnen der Spagat zwischen Beruf und Familie?

Er glückt mir, indem ich Familie und Beruf nicht als weit entfernte Pole sehe, sondern als normalen und gleichwertigen Teil meines Lebens. Ich kann nicht ohne den Beruf und ich kann auch nicht ohne meine Familie leben. Das wissend stecke ich in beides viel Energie. Und genieße es zu arbeiten oder eben, Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.

Was war ihr glücklichster Moment im Leben (privat und beruflich)?

 

Wenn man anfängt einen derart bewertungsresistenten Zustand wie „Glück“ oder „glücklich sein“ in Bewertungsraster zu stecken, hat man schon einen Teil davon verloren.

 

Hat sie schon mal jemand in 5 Sekunden von etwas überzeugt? Wenn ja, wovon?

Ich bin (im Gegensatz zu den meisten mir bekannten Frauen) ein Mensch der schnellen Entscheidung. Ich hasse langes hin- und her- überlegen. Mach ich das? Mach ich das nicht? Will ich das? Will ich das nicht? Etc.
Ich treffe die meisten Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Und bin bisher eigentlich ganz gut damit gefahren. Die letzte 5-Sekunden-Überzeugung war erst heute Mittag: „Der Riesling ist wirklich sehr zu empfehlen“. Gebongt, bestellt, getrunken. – Und der Mann hatte Recht.

Hier geht es zur Homepage von Götz Otto.