Im Gespräch mit… Thomas Gerber

Im Gespräch mit… Thomas Gerber

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Thomas Gerber war im letzten Jahr der Gewinner des Publikumspreises. Auch 2013 fasziniert und begeistert er die Zuschauer als Elwood in den „Blues Brothers“ und als Weißlingen in „Götz von Berlichingen“. Seit seinem Schauspiel-Studium an der
Schauspielhochschule „Ernst Busch“ in Berlin steht er auf der Bühne, vor der
Kamera (z.B. Wolffs Revier, Polizeiruf, Alarm für Cobra 11), ist begeisterter Musiker und DJ und führt Regie am Theater und bei Hörspielproduktionen.

Seit 5 Jahren heißt es auch für dich: jedes Jahr im Sommer… bin ich in Jagsthausen. Was machen für dich die Burgfestspiele aus, dass du in dieser Zeit unsere Hauptstadt gegen das ländliche Jagsthausen eintauschst?

Ich habe auch schon woanders Sommertheater gespielt, und muss sagen: es sind die Menschen. Vielleicht ist das schon ein bisschen breit getreten. Hier ist trotz der langen Winterpause das Ensemble zusammengewachsen. Von Jahr zu Jahr sind die Beziehungen immer intensiver geworden. Durch diesen winzigen Ort, sieht man sich nicht nur bei der Arbeit, man lernt sich kennen. Das hat auch Einfluss auf die Arbeit – es ist regelrecht ein „Ensemble-Geist“ gewachsen.
Der zweite Grund sind die Blues Brothers. Das Stück ist sehr erfolgreich und mir macht die Rolle viel Spaß. Auch weil ich so gerne Musik mache und mich mit Musik beschäftige.
Dann kam es dazu, dass ich weitere Rolle spielen durfte.  Die Rollenbesetzung wird nicht einfach entschieden. Heinz Kreidl ist ein künstlerischer Leiter, der gut beobachtet und mit dem man gemeinsam etwas entwickelt, woraus dann der Spielplan entsteht. Das sind die Bedingungen, die es ausmachen, dass ich gerne hierher komme. Außerdem komme ich aus der Großstadt, hier ist es auch ein bisschen wie im Urlaub – einfach schön, so lieblich und ruhig.

 

 

Was würdest du machen, wenn die nächste Szene in den Blues Brothers verlangen würde, mit dem Bluesmobil auf die Bühne zu fahren, und es spränge nicht an?

 

Oh das ist ja eine fürchterliche Vorstellung. Wir haben ein Ersatzauto und ich weiß wo der Schlüssel liegt. Ich glaube, es ist ein Renault Clio, alles andere als ein Bluesmobil. Zum Glück ist es noch nicht passiert. Vielleich würden wir auch zu Fuß reinlaufen. Toitoitoi, ich glaube daran, dass es bis zur letzten Vorstellung durchhält – weil ich das Auto  liebe – ich vertraue ihm irgendwie.

 

 

Du spielst in diesem Jahr zum 4. Mal Elwood in den Blues Brothers – wird dir das Stück fehlen?

 

Ich vermute schon, dass sie mir fehlen werden. Aber alles hat ein Ende. Wir haben ja auch die Blues Brothers-Band. Vielleicht treffen wir uns als Band nochmal wieder. Das wünschen wir uns zumindest alle.

 

 

 

Ihr werbt mit einem Flyer für Blues Brothers live – gibt es da dieses Jahr auch Auftritte?

 

Nein, das Festival, auf dem wir gespielt haben, ist dieses Jahr ausgefallen. Und wir haben keinen Manager. Meistens scheitert es an der Terminfindung. Die Bandmitglieder sind ja nicht nur Musiker sondern haben auch korrekte Jobs wie Lehrer oder Polizist.

Als Weislingen im Götz kommst du verletzt mit offenem Hemd auf die Bühne. Was tust du für deinen Body?

 

Keine Ahnung. Ich treibe keinen Sport. Hier spielen wir ein bisschen Volleyball. In der Stadt fahre ich viel Fahrrad. Schöne Sachen denken, gut essen, ich weiß es nicht.

 

 

Bedeutet der Intendantenwechsel für dich Abschied nehmen von Jagsthausen oder könntest du dir vorstellen wieder zu kommen?

 

Ich weiß es nicht. Ich kenne den neuen Intendanten nicht persönlich und habe noch nie mit ihm geredet.  Ich gehe davon aus, dass sich vieles ändern wird und es das wohl war.

 

 

Was ist für dich der Kick auf der Bühne?

 

Der Kick besteht aus den Herausforderungen und Situationen, die es zu bewältigen gilt, in die man als normaler Mensch nie kommen würde, außer man würde kriminell werden, wäre pervers oder hätte verdammtes Pech. Ich spiele am liebsten die Rollen, in der die Kluft zwischen den Sehnsüchten der Figur und der Realität besonders groß ist. Das ist nicht einfach und harte Arbeit – aber das macht mir Spaß. Wie man während der Proben bis zur Premiere in die Rolle hineinwächst und denkt wie die Figur und fantasiert. Das ist ein richtiger Prozess. Sich richtig reinzuwerfen in die Rolle, das ist die Herausforderung.
Bei dem Weißlingen gibt es ganz viele Situationen, in denen ich ganz anders handeln würde: seinen besten Freund zu verraten und die Art und Weise wie er das tut. Er ist sehr verführbar – was wir ja alle ein bisschen sind – er ist käuflich, verdammt eitel, aber er hat dem allem so wenig entgegenzusetzen. Er kämpft mir zu wenig. Er kann einfach nicht anders und ist wie er ist. Manchmal ärgert man sich auch über diesen Typen, aber man darf ihn als Darsteller auch nicht verurteilen.

 

 

Welche Rolle möchtest du auf jeden Fall mal spielen?

 

Richard III. liegt mir unglaublich am Herzen. Er ist sehr zerissen, ein Freak, ausgestoßen von der Gesellschaft, ein Getriebener, ein Wahnsinniger – aber nicht auf krankhafte Weise. Er muss mit allen Mitteln versuchen, seine körperlichen Defizite auszugleichen, um seinen Stellung als Machtmensch in der Gesellschaft zu verteidigen. Richard ist kein Bösewicht. Was er tut ist böse aber im Grunde ist er eine arme Sau.

 

 

Du sprichst brasilianisches Portugiesisch fließend. Wie kommt das?

 

Ich bin vor 6 bis 7 Jahren mehrmals in den Nordosten Brasiliens gereist. Los ging es damit, dass ich alleine nach Brasilien bin. Nach zwei Monaten konnte ich alles sagen, was ich sagen musste. Das lag einfach daran, dass ich als Alleinreisender auf mich selbst angewiesen war. Ich habe mich dann dort verliebt und geheiratet und drei Jahre mit einer Brasilianerin zusammengelebt.

Was inspiriert dich?

Musik ist mir ganz wichtig im Leben. Alles, was die Fantasie anregt. Natur, wenn ich zum Beispiel alleine durch die Berge wandere. Träume, manche Menschen, manche Bücher – und tanzen.

 

Hast du schon Pläne, was nach den Freilichtspielen in Jagsthausen kommt?

 

Eine junge Regisseurin und Autorin hat einen Monolog für mich geschrieben. Den werden wir an der Volksbühne in Berlin aufführen. Ein unglaublich spannendes Projekt.
Dann steht „Quartett“ von Heiner Müller an. Das haben wir seit einem  Jahr immer wieder aus Kostengründen verschoben, weil es eine freie Produktion sein wird, die richtig viel Geld kostet. Ich mache das mit Peter Löscher und einer wunderbaren Kollegin aus Hamburg. Damit bin ich bestimmt bis zum Jahresende beschäftigt.
Jetzt habe ich wahrscheinlich noch zehn Tage Zeit, um mal wieder nach Portugal zu fliegen und im Atlantik zu surfen.

Fotos und weitere Informationen zu seiner Person gibt es auf der Homepage von Thomas Gerber.