Im Gespräch mit… Jasmin Wagner

Im Gespräch mit… Jasmin Wagner

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IMG_0470_kIn ihrer frühen Jugend wurde Jasmin Wagner quasi über Nacht zum Star: Als „Blümchen“ landete sie mit jedem ihrer Alben mindestens in den Top 20, ihr wurde die Stimmgabel verliehen und sie gewann zweimal den Echo als beste nationale Künstlerin. Ihre Fähigkeiten als Moderatorin stellte sie unter anderem in der „Mini Playback Show“ oder als Nachfolgerin von Thomas Gottschalk bei der „Disney Filmparade“ unter Beweis und wirkte in zahlreichen TV-Produktionen mit. Doch seit ihrer Schauspiel-Ausbildung in den USA entscheidet sie sich immer öfter für ihre großen Leidenschaft – die Theaterbühne.

Sie waren bereits mit 15 Jahren als „Blümchen“ extrem erfolgreich. Wie war das damals als Jugendliche für Sie?

So exakt kann ich mich nach der langen Zeit nicht mehr erinnern. In meiner „Erinnerungswolke“ fühlt es sich an wie eine schöne Zeit, in der ich viele Freiheiten hatte. Natürlich hatte ich auch sehr viel Arbeit und es gab eine Form von Druck und Erwartungen. Aber ich hatte meine Mutter und eine tolle Managerin an meiner Seite, die das gut abgeschirmt haben. Ich hatte viele Freiheiten, die sich wie Klassenfahrten angefühlt haben. Und deshalb konnte ich mich – obwohl ich in so einer Maschinerie drin war – recht frei fühlen. Ich habe es nicht als Last empfunden. Man muss sich das vorstellen: ich war so 15, 16, 17 und konnte mir aussuchen, wo ich mein Video drehen möchte: mit Delfinen schwimmen auf den Bahamas oder meine Freundinnen und ich haben gesagt, wir wollen mal Fallschirm springen. Dabei hat uns dann eben die „Bravo“ begleitet. Und im Nachhinein muss ich sagen, ist es natürlich ein großes Geschenk, wenn man so viel ausprobieren darf und so viel von der Welt sieht. Klar kann man in dem Alter nicht alle Gefahren richtig einschätzen und es fehlt einem vor allem an Menschenkenntnis. Aber in meinem Fall ist es so, dass eben gut auf mich aufgepasst wurde.

Und wie empfinden Sie es heute:  hätten Sie sich im Nachhinein eine „unbeschwerte Jugend“ mit unverplanter Freizeit gewünscht?

Es gab schon Dinge, die ich verpasst habe. Zum Beispiel meine Abschiedsklassenreise oder die ganze Abiturphase, die meine Freundinnen miteinander hatten – da war mir manchmal schon weh ums Herz. Aber ansonsten konnte ich meine Freunde in meinen Alltag inkludieren, sie viel dabei haben und viel zusammen erleben. Wenn man in so einem Leben drin steckt, empfindet man es nicht als so etwas Besonderes. Es war eben mein Alltag und mein Leben. Jetzt im Nachhinein weiß ich, mir ist da was ganz besonderes passiert.

Vielen Stars, die sehr erfolgreich sind/waren, fällt es schwer mit diesem Leben klar zu kommen. Was ist/war für Sie das Erfolgsrezept, dass Sie wissen, was sie im Leben wollen, und damit glücklich zu sein scheinen?

Vieles hat sicherlich damit zu tun, dass ich gut begleitet wurde. Dass sich meine Mutter die Zeit nehmen konnte, dabei zu sein und dass ich das Glück hatte, an ein gutes, faires Management zu geraten, mit dem ich heute noch zusammen arbeite. Sicherlich aber auch meine Einstellung, Dinge so zu nehmen wie sie sind aber sie auch nicht überzubewerten. Natürlich habe ich Kolleginnen aus der Zeit, die heute ganz andere Schwierigkeiten haben, und da stelle ich mir die Frage, weshalb es bei mir anders gelaufen ist. Ich denke, die wirkliche Antwort findet man nur in sich selbst. Ich bin immer bereit gewesen, an mir zu arbeiten, mich in Situationen zu begeben, in denen man sich dem möglichen Scheitern aussetzt. Jeder Künstler tut das natürlich. Aber wenn man aus einer anderen Ecke kommt, darf man nie bequem werden, muss sich seine Neugierde bewahren und einen Willen haben, neue Dinge zu erfahren. Ich bin nach Amerika gegangen, um die Ausbildung zu machen und man darf sich dann eben nicht zu schade sein, auch mal ein kleines Licht in einem Ensemble zu sein. Da ist mein Ego offensichtlich anpassungsfähiger. Ich glaube die Schwierigkeit ist, wenn du keine neue Leidenschaft findest, aber erwartest, dass die Welt dich noch immer so behandelt wie du in diesen erfolgreichen Jahren wahrgenommen wurdest. Die Entscheidung für oder gegen Drogen fällt jeder persönlich. Ich glaube, ich wollte als junges Mädchen das Vertrauen, das meine Mutter mir entgegenbrachte, nicht enttäuschen.

Sie haben sehr viel moderiert, Filme z.B. mit Til Schweiger gedreht und waren bei Gottschalk, Harald Schmidt und Co. zu Gast. Was macht nach diesen TV-Erfahrungen für Sie der Reiz der Theaterbühne aus?

Ich gehe gerne in diese intensive menschliche Erfahrung – in eine Art Konklave mit mir, aber auch mit anderen Energien – die ich als unheimlich lebendig empfinde. Dafür empfinde ich große Leidenschaft und Begeisterung. Wenn Angebote reinkommen, merke ich, dass ich mich immer öfter fürs Theater entscheide. Wenn sich ein neues tolles Stück anbietet, merke ich sehr schnell: das möchte ich machen. Obwohl die Umstände, unter denen man zum Beispiel in einem Sommertheater arbeitet nicht einfach sind.  Es ist sehr viel auf einmal, wir gehen miteinander durch Höhen und Tiefen, aber vor allem sind wir separiert von unserem eigentlichen Leben, von unseren Freunden und unserer Familie. Wenn ich für mich und meinen Mann spreche, gibt es aber auch ganz tolle neue Impulse, sich an noch unbekannten Orten zu treffen und sich neu zu erfahren. Es ist aber auch schwierig alles zusammen zu halten. Und trotzdem ist es noch immer das Beste der Welt für mich, wenn man mit einem Stück vorankommt, wenn alle an einem Strang ziehen.  Es ist eine Arbeit, die im besten Sinne nicht langweilig ist. Weil es an einem selbst liegt, sich frisch zuhalten und den Kollegen frisch zu begegnen.

Im vergangenen März waren Sie mit dem Ernst Deutsche Theater Hamburg auf Tournee. Sie spielen an der Comödie Dresden, im  Schlossparktheater Berlin und in den Kreuzgangfestspielen in Feuchtwangen. Wie wurden Sie auf die Burgfestspiele Jagsthausen aufmerksam und was hat Sie hierher geführt?

Meine Arbeit in Hamburg und Axel Schneider. Ich habe in den Kammerspielen gespielt und im Altonaer Theater. Dass ich diesen Festspielspirit mag, habe ich bei meiner Arbeit in den Kreuzgangfestspielen Feuchtwangen gemerkt. Und da Feuchtwangen nicht so weit weg ist, habe ich damals die Gelegenheit genutzt, mir die Premiere von der Päpstin anzuschauen. Ich fand von Anfang an, dass es hier eine schöne Spielstätte ist. Es gab in diesem Jahr ein schönes Angebot an Rollen. Somit war es nicht schwer, mich dafür zu entscheiden.

In Jagsthausen spielen Sie in vier Stücken mit: Götz von Berlichingen (Adelheid), Ronja Räubertochter (u.a. Undis),  Anatevka (Hodel), Robin Hood (Lady Marian). Welche Rolle entspricht Ihnen am ehesten?

Wir haben in unserer Persönlichkeit ja sowieso alles drin, denke ich. Wir einigen uns aber mit unserer Gesellschaft, unserer Familie und den Leuten, mit denen man immer zusammen ist, auf irgendeine Version, die man immer sieht. Als Schauspielerin macht es sehr großen Spaß sich auszuprobieren und an die Grenzen zu gehen. Ich fand es spannend, mich in der Rolle der Adelheid zu entdecken. Mein Mann hat in der Zeit dieser Proben gesagt, ich sei etwas biestiger, schnippischer, kurzangebundener – das kann ich selbst nicht beurteilen. Wenn ich mich 8 Stunden am Tag als Adelheid mit ihrer herrischen Art behaupte, kann es schon sein, dass ich dieses Verhalten eine halbe Stunde nach den Proben noch nicht abgelegt habe.

Was macht Sie nervös?

Es macht mich nervös, wenn ich auf neue Menschen treffe. Weil ich nicht weiß wer sie sind und wie sie funktionieren. Bei der Arbeit bin ich nicht wirklich nervös, weil ich mich auf der Bühne wohl fühle. Hier ist ein geschützter Raum, in dem wir Absprachen treffen, uns gegenseitig unterstützen wie beim Teamsport.

Jetzt haben Sie schon einige hochsommerliche Tage in Jagsthausen verbracht. Wie gestalten Sie Ihre Freizeit hier in der Region?

Ich schleppe mich von Schatten zu Schatten und springe vom Sprungbaum in die Jagst. Ich bin ein kleines Kletteräffchen. Sonst bin ich in der glücklichen Lage ein Auto zu haben und spontan entscheiden zu können, Ausflüge zu machen, mich auch mal wieder in die Geschäftigkeit einer größeren Stadt zu begeben. Das kennt sicher jeder, dass man in einem Arbeitsklima großes Glück empfindet, es aber auch Tage gibt, an denen man mal Dampf ablassen muss, somit einfach mal Sport treiben oder irgendwohin raus fahren muss. Und dann kommt man zurück und alles ist wieder gut. Ich merke aber schon, dass ich hier sehr zufrieden bin und hier alles habe, was ich brauche und im Dorfladen alles finde, was ich möchte. Ich liebe das Konzept des Dorfladens und finde es sehr charmant zu wissen, wer den Honig macht.

Wie heißt Ihr aktueller Lieblings-Song?

Hmm. Ich höre viel Deichkind. „So ne Musik“ heißt das Lied. Meine Mutter würde sagen: „furchtbarer Krach“.  Wenn ich morgens um 8:20 Unr vor der Ronja-Vorstellung in der Maske sitze ist dieses Lied sehr gut, damit ich danach auch wirklich wach bin.