Im Gespräch mit… Julia Holmes

Im Gespräch mit… Julia Holmes

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Julia Holmes ist in diesem Sommer zum zweiten Mal bei den Burgfestspielen engagiert. Nach eigener Aussage liebt sie die Burg ganz besonders wegen ihrer Märchenkulisse. Man könne sich so gut in die Zeit des Götz von Berlichingen hineinversetzen und sich vorstellen dass die Märchen der Gebrüder Grimm in diesem Ambiente spielen. Deswegen habe sie sich sehr gefreut, hier wieder angefragt zu werden.

Sie wirken in dieser Spielzeit in 5 Stücken mit. Dabei handelt es sich um eine bunte Mischung aus Charakteren: Welche der Rollen ist für Sie gefühlt maßgeschneidert?

Maßgeschneidert (lacht) das ist tatsächlich die Elisabeth. Die Rolle wurde zwar nicht im Sinne von schneiden verkleinert sondern im Gegenteil vergrößert. Sie ist zudem die einzige Rolle in den 5 Stücken, die ich von vorneherein proben konnte. Alle anderen habe ich ja von Kolleginnen übernommen, die die Rollen zuvor in Produktionen aus Hamburg gespielt haben. Auch wenn ich alle gerne spiele, ist die Elisabeth allein dadurch für mich etwas ganz besonderes geworden. Anfangs dachte ich, ich sei gar keine typische Besetzung, aber Dank der Arbeit mit dem Regisseur Jean-Claude Berutti, haben wir eine starke Elisabeth gefunden, mit der ich mich sehr wohl fühle. Trotzdem sind alle Rollen eine schauspielerische Herausforderung. Es gibt – obwohl sie so unterschiedlich sind – an allen Rollen Punkte, an die ich anknüpfen kann.

Bei einigen Rollen zeigen Sie ja ein starkes komödiantisches Talent. Müssen Sie da nicht manchmal innerlich lachen, wenn Sie ein gewisses Maß an Komik in eine Rolle legen? Wenn ja, wie bekommt man sich da in den Griff, damit es niemand merkt?

Die Komik kommt manchmal ganz von alleine, weil ich mich so in die Rolle und ihre Problematik hineinversetze, dass ich völlig vergesse, dass es nach außen hin komisch wirkt. Unvermittelt lachen muss ich eher in Situationen, die unvorhergesehen sind. Nicht aus der Rolle heraus. Damit das nicht aus einem herausbricht, muss man eben ganz streng mit sich selber sein. Es gibt aber auch Momente, in denen das Publikum merkt, dass etwas anders läuft als geplant und da bin ich nicht so streng mit mir.

Im Kinderstück spielen Sie den dicken Waldemar. Wie unterscheiden sich Kinder von Erwachsenen als Publikum?

Oh – sie sind fast strenger. Wenn der Fluss abreißt oder man kurz unkonzentriert ist, bekommen sie das mit. Sie leben viel mehr im Moment als Erwachsene. Das können wir von Kindern lernen. Und man bekommt ein unmittelbares Feedback. Ich habe ja selbst einen zweieinhalbjährigen Sohn. Er war mein strengster Kritiker. Ich habe ihm das ganze Stück vorgelesen und wenn ich unkonzentriert war, hat er richtig mit mir geschimpft.

Sie spielen in sehr vielen Stücken, was zeitintensiv ist. Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen diesem Engagement und Ihrem Sohn?

Ich habe ja, wie gesagt einige Übernahmen, wodurch die Proben nicht ganz so zeitintensiv waren wie bei anderen Kollegen. Mein Lebensgefährte Konstantin Graudus ist selbst Schauspieler und arbeitet in Hamburg. Somit haben wir uns ein Au-pair-Mädchen gesucht und ein ganz tolles gefunden, das mich mit meinem Sohn begleitet. Das klappt wunderbar.

Bereits 2009 standen Sie auf der Freilichtbühne in Jagsthausen. Was hat sich aus Ihrer Sicht verändert?

Neu und auffällig ist die große Anzahl an Stücken. Und dass die Kollegen in mehr Stücken mitwirken als damals. Die Tribüne ist neu und natürlich die Gastronomie mit dem Mittagstisch extra für Schauspieler!

Wie Anjorka Stechel, die wir hier als „Die Päpstin“ erleben durften, wirkten Sie an der TV-Produktion „Danni Lowinski“ mit. Außerdem hatten Sie eine Rolle im „Tatort“. Worin liegt für Sie der Reiz an TV und worin am Theater?

Es sind völlig andere Arbeitsweisen. Auf der Bühne spielt man ein Stück von Anfang bis Ende durch und im TV geht man gar nicht chronologisch vor, sondern nach Drehorten. Ich hatte zwei Drehtage für den Tatort Kiel. Wir haben zuerst das Zeigen der Leiche in Hamburg gedreht und zwei Wochen später in Kiel wie wir zu der Leiche hingehen. Am TV reizt mich diese andere Art von Erzählung. Man muss sich immer erst bewusst machen „Was ist gerade passiert?“, „Wo stehen wir jetzt im Ablauf der Geschichte“. Am Theater habe ich viele große Rollen, im TV bisher nur kleinere. Darum würde es mich natürlich auch reizen, im TV mal eine größere, durchgehende Rolle zu spielen.
Der Reiz am Theater liegt für mich in der Auseinandersetzung mit der Rolle, mit mir und dem Publikum auf der Bühne im Hier und Jetzt. Das sind drei Komponenten, die für mich zusammenspielen. Und ich liebe die ganze Atmosphäre im Theater. Sobald ich eine Bühne betrete, fühlt es sich an als sei ich zuhause. Als kenne ich dieses Gefühl schon seit Urzeiten – vielleicht aus einem früheren Leben. Das ging mir schon so als ich mit 14 Jahren das erste Mal auf einer Bühne stand.

Sie sind im Hamburg aufgewachsen und leben da, haben aber ein Haus in Forchtenberg. Wie kam es dazu?

Es hat sich herausgestellt, dass sowohl mein Lebensgefährte als auch ich bereits hier gespielt haben und wir beide die Gegend so lieben. Man hat uns hier ein Haus aus dem Mittelalter angeboten, und als klar war, dass ich diesen Sommer hier engagiert sein würde, haben wir ein paar Dinge am Haus machen lassen, so dass wir dort jetzt schön leben können.

Wie oft sind Sie abgesehen von Ihrem Engagement in Forchtenberg?

Bestimmt 3x im Jahr. Wir haben hier auch schon Weihnachten gefeiert.

Sie waren mitten in der Hauptprobe vom Götz als das Unwetter über unsere Gegend zog. Waren Sie auch privat vom Hochwasser betroffen?

Ja tatsächlich. Hätte ich mich eine halbe Stunde später auf den Heimweg gemacht, wäre ich nicht mehr nach Hause gekommen. Und für die nächsten zwei Tage hatte ich Schlafsachen dabei, weil man nicht wusste, ob nochmal Regen kommt, der die Rückkehr unmöglich machen würde. Unser Garten stand komplett unter Wasser und die schöne alte Steinmauer ist eingestürzt.

 

Sie kennen unsere Region somit im Gegensatz zu vielen neuen Kollegen hier. Was legen Sie diesen ans Herz, sich hier anzusehen?

Ich habe schon viele Empfehlungen ausgesprochen: Kloster Schöntal, ein Spaziergang im Ruheforst, der jüdische Friedhof ist wunderschön. Das Freilichtmuseum Wackershofen gefällt mir sehr gut. Da kann man den ganzen Tag verbringen. Und Winklers Weinstube sollte man natürlich auch nicht verpassen!