Im Gespräch mit… Melissa Holley

Im Gespräch mit… Melissa Holley

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Melissa Holley hat nach ihrer Schauspielausbildung in Hamburg und New York schon erste Erfahrungen mit Märchenfiguren z.B. als Schneewittchen, Alice im Wunderland oder Die kleine Hexe gesammelt. Auf der Bühne in Jagsthausen ist sie als Chrissy in „Hair“, die Königin Anna in „Die drei Musketiere“ und sämtliche Frauenrollen in „Sherlock Holmes“ zu sehen.

Du spielst in Jagsthausen in drei Stücken. Kannst du mir sagen, wie viele Rollen es allein in Sherlock Holmes sind?

(wie aus der Pistole geschossen) 11.  Als ich das Stück bekommen habe, habe ich erst mal die Anzahl meiner Rollen gezählt. 10 Frauen- und eine Männerrolle.

Hast du schon mal so viele Rollen parallel gespielt?

Nein. Das ist das erste Stück.

Wie ist das für dich?

Sehr cool. Es macht extrem viel Spaß. Weil man wirklich alle Facetten zeigen kann. Das Tolle an dem Stück und der Vielzahl der Rollen ist, dass man die Klischees so schön spielen kann. Zuerst hatte ich Respekt vor dieser Anzahl. Also habe ich mir vorher zwei Triggerpunkte für jede Person gesetzt, z.B. wie ich als diese Person stehe, wie sie spricht und dann war sie auch sofort da. Im Spiel war es also erstaunlich leicht. Es hatte etwas von  Kinderspielen.

In Hair spielst du „Chrissy“. Jetzt gehörst du ja vom Alter her, nicht gerade der Hippie-Generation an. Wie hast du dich persönlich darauf eingestimmt, um dieses feeling vermitteln zu können?

Ich bin kein Hippie. Josef Dieken glaubt an positive Energien, viel Liebe usw. Damit kann ich mich total identifizieren, weil ich auch so bin. Ich glaube daran, dass durch Liebe, positive Energie und Anziehungskraft etwas entstehen kann. Bei älteren Stücken recherchiere ich schon mal die Zeit. Aber in erster Linie schaue ich: was kann ich bei mir finden, damit jede Rolle etwas persönliches hat.
Was mir an dem Stück gut gefällt ist, dass jeder in seiner Individualität von dem Tribe akzeptiert wird. Wir sind wie ein Organismus, der als eins zusammen kommt. Jeder ist davon eine Facette.

In Jagsthausen hast du den direkten Vergleich. Am einen Abend Musical, am anderen Abend Schauspiel. Was macht dir mehr Freude?

Schwer zu sagen. Ich bin keine Musical-Darstellerin und habe vorher noch nie ein professionelles Musical gemacht. Am Anfang war es eine große Herausforderung für mich: die ganze Choreographie, all die Harmonien zu lernen, die Performance etc. Jetzt macht es unfassbar viel Spaß auf der Bühne zu tanzen, zu spielen und zu singen. Das ist ein tolles Gefühl.

Als Königin in den Musketieren muss ich etwas gediegener sein. Sie muss sich zusammen nehmen und kann weniger ausbrechen.

Aber Baskerville ist mein Lieblingsstück. Weil hier alle Facetten des Schauspielerischen gefordert werden. Da kann ich mich am meisten fallen lassen.

Ich habe gelesen, du seist Performance-Künstlerin. Erzähl bitte mal, was du als letztes gemacht hast und was du als nächstes planst.

Michael Laub ist ein Choreograph und Performance-Regisseur aus Belgien, der ganz viel Performance macht. 2016 bin ich mit ihm und weiteren16 Darstellern aus aller Welt einen Monat lang in Kambodscha gewesen. Wir haben dort gefilmt und geprobt. Letztes Jahr haben wir das dann im HAU Hebbel am Ufer-Theater in  Berlin und beim ImPuls Tanz Festival in Wien aufgeführt. Es ist ein Gemisch aus Sequenzen von Fassbinders Film „Warnung vor einer heiligen Nutte“, Faustsegmenten von Goethe sowie Kambodschanischen Tanzes. Man kann sich das wie eine Collage vorstellen.

Bei seinem neuen Projekt im nächsten Jahr mache ich auch wieder mit. Film, Operngesang und Tanz sollen zu einem großen Ganzen zusammenwachsen. Es wird auch wieder in Berlin Premiere feiern und in Wien dargeboten.

Zum Thema Sport schreibst du, du praktizierst Capoeira. Bitte erkläre kurz was das ist.

Das ist eine Kampf-Tanz-Kunst. Was für Schauspieler dabei toll ist, ist dass man sehr auf sein Gegenüber achten muss. Man schaut sich die ganze Zeit in die Augen während man die Bewegungen macht. Dabei muss man sehr wachsam sein. Wie auf der Bühne auch. Man muss die Impulse seines Gegenübers aufnehmen und daraus etwas entwickeln können.

Und wie bist du dazu gekommen?

Ich habe das während der Ausbildung im Rahmen des Schulplans praktiziert.

Es sieht wahnsinnig anstrengend aus. Wie oft muss man trainieren, um nicht den Anschluss zu verpassen?

Ich habe das vor einem halben Jahr zuletzt gemacht und müsste bestimmt 2-3 Monate hart trainieren, um wieder mein altes Level zu erreichen. Während meiner Ausbildung habe ich drei Jahre lang zweimal die Woche trainiert. Einmal im Rahmen des Schulplans und einmal privat bei meinem Trainer.

Du hast britische Wurzeln und sprichst englisch wie deutsch als Muttersprache. Hast du vor, auch in London mal auf der Bühne zu stehen?

Das wäre sooooo schön. Ein absoluter Traum. Ich weiß nicht, wie man da reinkommen kann.

Who knows – irgendwann vielleicht mal. Ich bin ja noch ganz am Anfang und baue mir gerade mein Netzwerk in Hamburg und Berlin auf. Das will man auch nicht gleich wieder aufgeben.