Im Gespräch mit… Torsten M. Krogh

Im Gespräch mit… Torsten M. Krogh

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Torsten M. Krogh stand bereits 1988 in Jagsthausen auf der Bühne. Jagsthausen ist für Krogh der Ort der Begegnungen. Hier traf er vor 27 Jahren auf Frank Zappa und spielte einige Zeit später auf der Gitarre von Ritchie Blackmore. In diesem Jahr ist er der Darsteller mit den meisten Rollen der Festspielsaison. In der Rolle des ‚Hermann‘ im Kurzfilm „Hermann hört auf“, zeigt er, dass es nicht immer Worte braucht, um eine gefühlsgeladene Geschichte zu erzählen. Die 99Fire-Films-Awards  prämierten den Film 2013.

Sie waren einer der ersten Absolventen der Stage School. Was hat Sie von Hamburg nach Jagsthausen geführt?

Im letzten Ausbildungsjahr kam der Regisseur Wolfgang Kraßnitzer in eine Pantomimestunde. Er hat junge Schauspieler für die Kammerspiele in Hamburg gesucht. Ellen Schwiers hat dort in ‚Elisabetta‘ die Hauptrolle gespielt. Ich bin in die Kammerspiele für das eine Stück, dann fragte mich Frau Schwiers, ob ich mit nach Jagsthausen möchte. Und das war vor 27 Jahren.

 

Sie traten bereits 1988 in Jagsthausen auf. Wissen Sie noch in welchem Stück und in welcher Rolle?

Der Link im „Götz“ und Biondello in der „Widerspenstigen Zähmung“ und ich habe die Regieassistenz für Aschenputtel unter Jan Aust gemacht.

Was hat sich aus Ihrer Sicht nach 27 Jahren an den Festspielen verändert…?

Erstmal sind es mehr Stücke als damals. Die Zeit ist schnelllebiger geworden – damals hatten wir alle noch keine Handys. Die Telefonzelle hier war ein wichtiger Ort. Ich habe unendlich viele 5 Mark-Stücke da rein geschoben, weil ich mit meiner Freundin in Hamburg telefonieren wollte. Wenn nicht gespielt wurde, war hier nichts los. Das ist jetzt anders. Irgendwen trifft man immer irgendwo in Jagsthausen. Oder man wird getroffen. Damals hatte ich nicht so eine Anbindung an die Jagsthäuser. Die Schauspieler waren aus meiner Sicht eher separat.

 

…und was ist wie es schon immer war?

Die Menschen. Es ist ein bestimmter Menschenschlag hier. Das habe ich damals noch nicht so wahrgenommen. Aber jetzt, so aus der Distanz der Jahre, denke ich, Jagsthausen lebt schon immer von der Mentalität seiner Bewohner. Es sind lebenslustige Menschen, die sehr offen, direkt und geradlinig sind. Es ist wie eine große Familie. Jeder weiß über jeden Bescheid. Das kann natürlich sehr anstrengend sein – aber wenn man sich darauf einlässt, ist es auch liebenswert.

 

Sie spielen in diesem Jahr in jedem Stück außer in „Der kleine Rabe Socke“ –auf wie viele Rollen kommen Sie?

Es sind 14 Rollen.

 

Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?

Ich kann mir natürlich einen Entwurf für die Figuren machen oder eine Vorstellung von ihnen haben, aber die Erfahrung zeigt, dass erst in der konkreten Arbeit am Stück und mit den Kollegen und Kolleginnen, eine wirkliche Idee der Umsetzung entsteht. Da habe ich dann einfach Vertrauen in den Tag. Und am Ende des Tages – zum Premierenzeitpunkt – muss nicht alles 100-prozentig fertig sein. Die Ausgestaltung von Rollen oder Figuren ist ja ein permanenter Prozess.

Und wie auf so eine Vielfalt an Rollen?

Es geht um Haltungen und Situationen, auf die man sich einlässt. Ich glaube, da arbeitet jede Schauspielerin und jeder Schauspieler anders. Ich lerne sehr viel von meiner Tochter, ganz einfach, weil sie ein Kind ist. Spiel heißt Spiel – ich brauche kein Schloss um zu sagen, hier ist jetzt ein Schloss. Räume denken, Vorstellungskraft, Phantasie – man kann eine gewisse Geschwindigkeit entwickeln, in der man diese Phantasien herstellt. Kinder machen das ständig. Der wesentliche Faktor ist sicher, dass man Freude daran hat und sich nicht getrieben fühlt.

 

Welche Rolle spielen Sie am liebsten?

Eigentlich spiele ich alle sehr gern – die Figuren sind ja alle ein Teil von mir, aber ich gestehe, die Arbeit mit Peter Dehler im Götz war ein prägendes Erlebnis. Zumal ich in der Zeit, in der er hier gearbeitet hat, mit ihm gewohnt habe und wir sehr intensive Gespräche neben der Arbeit hatten. Auch Anatevka ist mir sehr nah. Jedes Mal, wenn wir Anatevka spielen, gehe ich in dieses Schtetl und werde zum Bewohner des Dörfchens, inmitten all dieser wunderbaren Charaktere und Momente. Die so genannten ‚Laien‘ arbeiten hochprofessionell. Der Chor ist der Hammer. Die Musik ist großartig und die Arrangements, die Andreas Binder für die Band geschrieben hat, sind einfach schön. Bei Ronja freue ich mich sehr, dass wir den Kindern mit den Eltern oder Lehrern zusammen eine gute Zeit bereiten.

Wie kam es, dass Sie für Ronja Räubertochter die Musik komponiert haben?

Eva Hosemann sagte, dass sie gerne Musik darin haben möchte und schenkte mir das Vertrauen, dies umzusetzen. Sie sagte, Elisabeth Köstner spiele Gitarre und Bass und singt, ich wusste, dass Ole Bielfeld, der Ronjas Gefährten Birk spielt, ebenfalls Gitarre spielt und dass Jasmin Wagner singt. Die ganze Bande mit Klaus Falkhausen, Frank Meyer-Brockmann und Alex Klages und natürlich Sigi Krause am Waschbrett ist ein musikalisches Ensemble, und das ist natürlich ein Glücksfall. Also habe ich mich nach der Leseprobe in der Nacht an den Computer gesetzt, meine Gitarre genommen und Musik gemacht. Einiges ist auch hier in Jagsthäuser Nächten entstanden. Es gibt zum Beispiel ein Wiegenlied, das Hannelore Dröge als Lovis für Ronja singt und ein Räuberlied, das wir alle singen.

Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Eine ganz, ganz wichtige. Musik findet in jeder Sekunde in meinem Leben statt. Das hat etwas mit Rhythmus zu tun – dem Lebensrhythmus sicherlich. Musik ist für mich Notwendigkeit. Interessanterweise habe ich hier vor 27 Jahren einen – wie ich sage – der größten Musiker des 20. Jahrhunderts während einer Probe in der Burg getroffen: Frank Zappa. Er war damals schon an Prostatakrebs erkrankt und kam im Rahmen seiner letzten Tour mit einem großen Orchester nach Würzburg. Verewigt auf dem Doppelalbum „The best Band you never heard in your life“. Ich bin ein Zappa-Fan und wurde von ihm zum Konzert eingeladen. Gästeliste. Ich habe Wolfgang Kraßnitzer davon erzählt, aber er sagte: „Nee, du hast Probe heute Abend“. Dann habe ich aus der Verzweiflung heraus die Karte einem Kollegen geschenkt und der nahm Angelika Bartsch mit, die in dem Jahr die Adelheid spielte. Da ich Torsten Michael heiße, sagten sie an der Kasse, das solle auf der Gästeliste Torsten und Michaela heißen und so kamen sie beide rein. Ich saß in der Probe und dachte „Das ist jetzt nicht meine Szene… und die auch nicht…“ Dann kam der Moment, in dem Angelika als Adelheid die Treppe hinunter schreiten sollte. Nach vergeblichen Rufen des Regisseurs nach ihr, sagte ich ihm, dass sie auf dem Konzert sei – und so kam es, dass ich sie bei ihren Proben vertreten habe und eigentlich auf dem Konzert hätte sein können. Zappa und seine Musik haben für mich in meinem Leben eine große Bedeutung. Er ist eine starke Inspirationsquelle. Ich habe selbst auf der Zappanale die Musik von Zappa gespielt.
Und nur wenige Tage nach dieser Begegnung, habe ich in Jagsthausen Ritchie Blackmore, den Gitarristen von Deep Purple, getroffen. „Made in Japan“ war meine erste LP, die ich mir von meinem Taschengeld gekauft hatte und dann kommen sie 1988 hierher und sitzen im Schmiedeeck, trinken Bier und spielen Beatles-Lieder. Und ich sagte, „Spielst du ‚You’ve got to hide your love away‘?“ und er schaute in seinem Buch nach und sagte: „Sorry, it’s not in there“, gibt mir seine Gitarre in die Hand und sagt „Play it“. Und das alles in Jagsthausen.

 

Welches Stück müsste Ihrer Meinung nach mal in Jagsthausen aufgeführt werden?

„Der nackte Wahnsinn“. Erstens ist es ein tolles Stück, zweitens glaube ich, dass das Publikum verrückt danach wäre und drittens ist es meines Wissens hier noch nicht gespielt worden. Und das mit einem britischen Regisseur wie Michael Bogdanov.