Musik von Konstantin Wecker

Musik von Konstantin Wecker

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Foto: Thomas Karsten

Foto: Thomas Karsten

Erstmals präsentieren die Burgfestspiele Jagsthausen mit dem Gastspiel „Oliver Twist – Tu doch, was dein Herz dir sagt!“ ein echtes Familienmusical auf der Bühne im Hof der Götzenburg. Premiere feiert das Stück am Mittwoch, 22. Juni. Die Musik stammt aus der Feder des Münchner Liedermachers Konstantin Wecker. In einem Interview gab er jetzt Einblicke in seine Arbeit und in „Oliver Twist“.

Wie sind Sie auf den Stoff von „Oliver Twist“ gekommen? Wie kam es dann zu der Entscheidung „Oliver Twist“ als Familienmusical zu machen?
Ich habe Christian Berg zwei Jahre nicht gesehen und dann rief er mich eines Tages an und erzählte mir, dass er eine super Idee habe, nämlich ein Familienmusical zu „Oliver Twist“ zu schreiben. Da habe ich sofort zugesagt, weil es ein großartiges Buch von Charles Dickens ist. Vor allem aber auch weil es noch viel mit der heutigen Zeit zu tun hat, mit der sozialen Ungerechtigkeit, in die wir immer mehr hineinschlittern. Allein die Tatsache, dass ein Prozent der Bevölkerung so viel besitzt wie 99 Prozent vom Rest der Bevölkerung müssten eigentlich bei jedem klardenkenden Menschen die Alarmglocken schrillen. Das wird in „Oliver Twist“ sehr schön gezeigt, sowohl die Ungerechtigkeit als auch die Möglichkeit der Herzlichkeit und der Empathie. Gerade jetzt in der Frage der Flüchtlingskrise ist es ja unglaublich notwendig diese wunderschöne Empathie, die so viele Menschen im letzten Jahr aufgebracht haben, nicht totreden zu lassen von gewissen Kreisen, die es natürlich lieber sähen, wenn jede Form von Mitgefühl, aus wirtschaftlichen Gründen, verschwindet.

„Jeder hat ein Recht auf Heimat“ oder „Heimat ist dort, wo dein Herz ist“ steht auf den Schildern, die die Figuren am Ende hochhalten. Haben Sie dieses politische Statement mit dem aktuellen Bezug bewusst so ausgesucht?
Ja, wobei das Schöne ist gerade bei Kinder- und Familienmusicals, dass man nie mit einem politischen Holzhammer oder einem Statement ankommt. Man versucht den Kindern eine Geschichte mit einer Botschaft zu erzählen und das funktioniert bei „Oliver Twist“ sehr gut.

Was war Ihnen bei der Komposition der Musik wichtig?
Ich halte mich an die Vorlage durch die Texte. Christian Berg macht zu 90 Prozent die Songtexte, ich schreibe diese dann ein bisschen um, damit sie vertonbar sind. Der Text gibt mir vor, was ich musikalisch zu tun habe. Es gibt Texte, die muss man etwas zärtlicher arrangieren und instrumentieren. Dann gibt es andere Texte, bei denen man ruhig mal ein bisschen rockig reinhauen kann. Aber ich nehme mir im Vorhinein nicht vor, wie etwas werden muss, sondern überlasse das dann ganz meinem musikalischen Gefühl.

Wie geht man an ein neues Projekt/Komposition heran?
Wie erwähnt, entsteht immer zuerst der Text. Das ist übrigens bei meinen eigenen Liedern genauso. Ich habe noch nie vorher die Musik gehabt und dann einen Text dazugeschrieben. Ich habe immer meine Lieder und Gedichte vertont und bei den Musicals ist das genauso. Im klassischen Sinn ist es wie in einem Opernlibretto. Man setzt sich mit dem Libretto ans Klavier und so mache ich es auch. Ich brauche nichts anderes als mein Klavier und den Text vor mir und dann lasse ich die Finger spielen und singe mir alles zuerst selbst vor.

Worauf dürfen sich Jung und Alt auf der Bühne freuen?
Es ist ein lebendiges Stück, es ist auch ein gewisser Witz natürlich dabei. Christian Berg macht das wirklich immer sehr schön. Man hat immer das Gefühl, es wird nicht in erster Linie  große Kunst gemacht, sondern es wird ein ganz lebendiges Theater gemacht und ich glaube darauf kann man sich wirklich freuen! Es reißt einen mit! Und ich hoffe dass Erwachsene und Kinder, die in dieses Musical gehen, beide gleichermaßen große Freude dran haben.

Inhalt des Familienmusicals ist das Schicksal des kleinen Oliver Twist auf der Suche nach einer Familie. Der neunjährige Oliver flieht vor Hunger und aus Angst vor Prü-geln aus einem Waisenhaus seiner Geburtsstadt nach London. Dort will er sein Glück versuchen. Stattdessen fällt er aber einer Bande in die Hände, die Jungen wie ihn zu Dieben ausbilden. Bei einem Raubzug wird er gefasst und trifft vor Gericht auf sein Opfer, das ihm vergibt und bei sich aufnimmt. Endlich scheint Oliver ein Zuhause gefunden zu haben. Doch so schnell gibt die Diebesbande nicht auf und bedroht ihn und seine Retter…