Im Gespräch mit… Frank Watzke

Im Gespräch mit… Frank Watzke

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Frank Watzke stammt aus Heilbronn-Klingenberg. Kein Wunder also, dass er das hiesige Publikum mit seinem Schwäbisch auf der Bühne überraschen und damit herzlich zum Lachen bringen kann. Überhaupt trägt er mit seinen Auftritten in Jagsthausen (auch auf Hochdeutsch) viel zur Erheiterung auf den Zuschauerrängen bei. Wer ihn in „Sherlock Holmes“, „Das Tapfere Schneiderlein“ und „Die drei Musketiere“ gesehen hat, weiß sofort, von wem die Rede ist und erinnert sich nur zu gerne an seine Szenen.

Sie stammen aus Heilbronn. Wann und zu welchem Anlass waren Sie zum ersten Mal in Jagsthausen?

Ich war während meiner Schulzeit, wahrscheinlich mit meinen Eltern, im Götz. Das muss Ende der 70-er, Anfang der 80-er gewesen sein. Ich muss aber sagen, dass ich daran keine richtige Erinnerung mehr habe. Heilbronn-Klingenberg liegt ja auf der anderen Seite von Heilbronn. Schon damals war die Anbindung nicht so, dass man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unkompliziert zu einer Vorstellung nach Jagsthausen und danach wieder zurück nach Klingenberg gekommen wäre. Alleine war ich darum nie hier.

Sie spielen neben Dr. Watson in Jagsthausen 2 x einen König und einmal einen Gelehrten. Kann es sein, dass einem gerne ähnliche Rollen angeboten werden?

Also majestätisch bin ich von mir aus nun mal nicht. Deshalb bin ich sicher nicht zweimal als König besetzt worden. Aber es gibt bei mir schon Tendenzen. Wenn ich große Rollen bekomme, sind es oft eher komische. Phasenweise –  eher, als ich noch etwas jünger war – waren es im ernsteren Bereich Psychorollen. „Elling“ zum Beispiel, der aus der Psychatrie entlassen wird und wieder auf eigenen Beinen stehen soll. Am Heilbronner Theater spielte ich vor langer Zeit einen Exhibitionisten in „Der Drang“ von Kroetz. Auch die Psychoproblematik führt häufig zu Komik.
Ich freue mich natürlich, wenn komplett andere Sachen gemacht werden. Bei einem Shakespeare-Stück in Münster wurde ich mal als der Intrigant besetzt, was eine völlig unkomische Rolle war. Das gibt es auch.

 

In einer Ihrer Rollen überraschen Sie das Publikum mit dem schwäbischen Dialekt und ernten dafür viel Heiterkeit und Applaus. War das Ihre Idee?

(lacht) In der Tat. Bei den Vorproben für die Musketiere in Hamburg war ich unter anderem mit Luisa, die im Schneiderlein meine Tochter spielt, abends in einer Kneipe. Dabei kamen wir darauf, dass ich aus Heilbronn komme und Luisa aus Schwäbisch Gmünd. Wir witzelten, im Schneiderlein als Vater und Tochter schwäbisch sprechen zu können.
Als ich mich einige Zeit später intensiv mit den Rollen beschäftigte, stellte ich fest, dass sich die beiden Könige, die ich spiele, auf eine gewisse Art und Weise ähnlich sind. Beide haben ihre Autorität nicht per se sondern lediglich Kraft ihres Amtes. Und sie werden ständig untergraben. Dadurch ergibt sich eine Komik und Brüchigkeit.
Was sie unterscheidet: Ludwig XIII. hat Etikette. Der König im Schneiderlein hat eine ganz andere Körperlichkeit. Das Schwäbische passt zu ihm und hilft, die beiden Könige völlig unterschiedlich darzustellen. Somit habe ich dem Regisseur eine E-Mail geschrieben, ob es für ihn ok sei, wenn ich als König im Schneiderlein schwäbisch spreche. Und er hat sofort grünes Licht gegeben.

 

Welchen der beiden Könige spielen Sie lieber und weshalb?

Da habe ich kein Ranking. Beides sind ausgesprochen schöne Rollen.

Bei Sherlock Holmes und der Hund von Baskerville sind die Schauspieler – also auch Sie – bereits vor Beginn des Stücks auf der Bühne. Da sieht man Sie bei Lockerungsübungen und wie Sie über die Bühne laufen. Sind das Ihre Vorbereitungen vor einem Auftritt oder ist das einstudiert?

 

Das ist nicht einstudiert. Bereits eine Dreiviertelstunde vor Beginn des Stücks ist Einlass. Das heißt, wir dürfen normalerweise in der Zeit die Bühne nicht mehr betreten. Bei Sherlock Holmes beinhaltete die Konzeption schon zu Beginn die offenen Seitenbühnen und da stehen die ganzen Requisiten und hängen die Kostüme. Somit müssten bereits um 19:45 Uhr alle Vorbereitungen abgeschlossen sein. Also haben wir beschlossen, dass wir alles öffentlich machen: schauen, ob alles da ist, Soundcheck etc. Und was mich persönlich betrifft: Ich bin jemand, der vorher gerne ein paar Schritte geht, sich locker bewegt, summt und blubbert.

Wie empfinden Sie das, direkt vor Beginn der Vorstellung schon so öffentlich zu sein?

Das ist kein Problem. Ich mache die Dinge, die ich eh machen würde – bei dem Stück eben vor den Zuschauern. Ich spiele den Schauspieler und irgendwie auch nicht, weil ich so bin wie ich immer bin.

 

In Jagsthausen werden die Schauspieler akustisch verstärkt. Bei der Premiere von Sherlock Holmes hat Sie die Ton-Technik für einen Moment im Stich gelassen. Was war ihr erster Gedanke, als Sie das bemerkt hatten?

 

Für einen Moment ist gut. (lacht) Das war mehr als ein Moment.
Zu Beginn der technischen Störung hatte ich den Eindruck, mich selbst nicht mehr zu hören, die Kollegen aber schon. Somit dachte ich, ich müsse etwas mehr Stoff geben. Wenn die Kollegen wegen der Musik/Geräusche etc. verstärkt sind und man selbst nicht, muss man versuchen, sich zu behaupten. Das ist, was irritiert. Sich nicht allein auf das Spiel konzentrieren zu können sondern auf das Handwerkszeug.

Dann kam der Moment, in dem ich kurz abgehe, um den Koffer zu holen. Da erwartete mich schon der Kollege vom Ton und meinte „Ich muss mal an deinen Sender.“ Und der steckte in meiner Hose. Jetzt war klar, dass das mit der Technik eine Weile dauern würde, weil mein Microport zeitweise ausgefallen war. Und so rief ich dem Kollegen Sherlock Holmes auf der Bühne zu „Ich brauch noch ’nen Moment!“, während ich öffentlich die Hose runter lassen musste. Am Rande habe ich mitbekommen, dass der Kollege sehr erfolgreich improvisierte, indem er die Bühne bei einer Tanzeinlage einnebelte und dafür viel Gelächter erntete.

 

Welches ist Ihr Lieblingsstück in Jagsthausen?

 

(überlegt) In Baskerville spiele ich eine Hauptrolle. Die mag ich, weil dieses Stück, so wie es geschrieben ist, viel Spaß macht und allen schöne Möglichkeiten bietet, große Theatralik mit großen Gefühlen und einer gehörigen Portion Quatsch zu verbinden. Außerdem ist es wichtig, dass man als Schauspieler auch große Rollen spielt. Die beiden Könige sind so schöne, dass ich mich sehr daran freue und beide sehr gerne spiele. Zwischen den dreien kann ich mich nicht entscheiden.

Wie fühlt sich der „Heimatbesuch“ für Sie an?

 

Was die Natur anbelangt, fühlt sich Jagsthausen sehr ähnlich an wie Heilbronn-Klingenberg. Das Hügelige, die Felder, der Wald… aber gerade fällt mir auf, dass die Weinberge fehlen. Die Landschaft um Klingenberg und erst recht um Heilbronn zeichnet sich durch die vielen Weinberge aus.
Aber wenn ich hier arbeite, hat das mit zuhause rein gar nichts zu tun.
Das Schöne an der Nähe zu meiner Heimat ist, dass ich hier häufiger Besuch bekomme. Meine Schwester war mit ihrem Mann hier, meine Eltern waren da, Freunde und ein Schulfreund. Dass das schnell und unkompliziert geht, ist einfach klasse.